Frauenklinik des Universitätsklinikums Bonn behandelt ukrainische Flüchtlinge

Krieg verhindert Therapie von Krebskranken

 

Bonn, 28. März 2022 – Auf den Anzeigetafeln wird der Evakuierungszug aus Kiew nach Warschau nicht angezeigt. Die Menschen erfahren davon über die sozialen Medien. Und dennoch ist er überfüllt. Unter den Flüchtlingen, fast ausschließlich Frauen und Kinder, ist Alina Pantus. Eigentlich hatte die 38-Jährige am 24. Februar einen Behandlungstermin im Rahmen ihrer Krebstherapie. Doch an diesem Tag begann der Krieg.

Alina Pantus lebt mit Ihrem Mann Vitali und ihrem gemeinsamen Sohn in Kiew. Im Frühjahr 2021 bemerkt sie die ersten Symptome, die sie dazu veranlassen, einen Gynäkologen aufzusuchen. Nach mehreren diagnostischen Prozeduren steht fest: Pantus hat Gebärmutterhalskrebs. Eine OP und eine Strahlentherapie folgen. Doch ziemlich schnell bemerkt sie erneut Symptome. Ein Onkologe rät der Mutter eines 14-Jährigen zu einer Biopsie, wobei Gewebeproben zur Analyse entnommen werden. Der Termin fand nicht statt. Denn an diesem Tag begann der russische Angriffskrieg auf die Ukraine.

Für Pantus war schnell klar: Sie muss das Land zügig verlassen, um die Therapie fortzusetzen. Über ihren Mann hat sie Kontakt zu Dr. Donatas Zalepugas aufgenommen, einem Thoraxchirurgen am Universitätsklinikum Bonn (UKB). Der Oberarzt hat die Aufnahme von Alina Pantus in die Wege geleitet. Die größte Hürde dabei musste die Krebspatientin selbst bewältigen, nämlich die Flucht aus Kiew. Nachts in einem völlig abgedunkelten Zug, um nicht zur Zielscheibe der russischen Truppen zu werden, brach sie zur polnischen Grenze auf. „Wir saßen zu siebt und häufig auch zu zehnt in den Abteilen, wo eigentlich nur drei Personen reinpassen. Es war stickig und unerträglich heiß“, erzählt Alina Pantus. „In den Korridoren schliefen ebenfalls Frauen – direkt auf dem kalten Boden. Wir haben ihnen mit Decken ausgeholfen, die wir in den Abteilen hatten. Schlimm war auch, dass wir keine funktionierende Toilette hatten.“

Aus Warschau ging es dann zügiger mit dem Bus direkt nach Bonn. Prof. Alexander Mustea, Direktor der Klinik für Gynäkologie und gynäkologische Onkologie am UKB, und sein Team kümmern sich nun um die ukrainische Patientin. „Der Krieg in der Ukraine fügt der ganzen Nation ein unermessliches Leid zu. Alina Pantus ist eine von Tausenden Geflüchteten, die nicht nur vor der russischen Armee fliehen müssen, sondern auch weil sie ihre medizinische Behandlung nicht mehr fortsetzen können“, so Prof. Mustea. „Es ist unsere menschliche Pflicht, diesen Menschen zur Seite zu stehen und ihnen zu helfen.“

Prof. Wolfgang Holzgreve, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKB, ergänzt: „Wir haben auch schon seit Kriegsbeginn Kinder aus der Ukraine behandelt und werden weiter alle Patientinnen und Patienten, die aus der Ukraine zu uns kommen, umfassend im UKB betreuen. Darüber hinaus helfen wir den Kliniken vor Ort mit den dringend benötigten Medikamenten sowie medizinischen Gütern. Unser höchster Respekt gilt derzeit unseren Kolleginnen und Kollegen in der Ukraine, die sich in der schwierigsten Zeit und unter unvorstellbaren Bedingungen weiterhin um ihre Patienten kümmern.“

 

Alina PantusAlina Pantus ist aus der Ukraine geflohen und erhält nun am UKB die dringend benötigte Behandlung.

Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB)/D. Siverina

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Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 400.000 Patient*innen betreut, es sind 8.300 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,3 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr rund 600 junge Menschen in anderen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

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