Baby dank „Verglasung“ von Eierstockgewebe (v. li): Dr. Andreas Schallmoser, Prof. Nicole Sänger und Dr. Rebekka Einenkel etablieren neues Verfahren zur Kryokonservierung zum Fertilitätserhalt vor Krebstherapie am UKBBaby dank „Verglasung“ von Eierstockgewebe (v. li): Dr. Andreas Schallmoser, Prof. Nicole Sänger und Dr. Rebekka Einenkel etablieren neues Verfahren zur Kryokonservierung zum Fertilitätserhalt vor Krebstherapie am UKB

  

 

Baby dank „Verglasung“ von Eierstockgewebe

Neues Verfahren zur Kryokonservierung zum Fertilitätserhalt vor Krebstherapie am Universitätsklinikum Bonn etabliert

 

Bonn, 14. Mai 2024 – Dem Team um Prof. Nicole Sänger, Direktorin der reproduktionsmedizinischen Abteilung am Universitätsklinikum Bonn (UKB), ist es gelungen mit der sogenannten Vitrifikation eine moderne Methode zur Kryokonservierung von Eierstockgewebe zu etablieren. Es dient dem Fertilitätserhalt vor einer Krebstherapie. Erstmalig in Europa berichtet das Team nun von einer erfolgreichen Entbindung nach Retransplantation von blitzartig eingefrorenen, gelagerten und wieder aufgetautem Eierstockgewebe. Die Ergebnisse sind jetzt im Fachjournal „Reproductive BioMedicine“ erschienen.

Die Eizellreserve einer Frau ist endlich. Daher können Keimdrüsen schädigende Therapien, wie zum Beispiel bestimmte Chemotherapien, zu Unfruchtbarkeit führen. Zu den Optionen des Fertilitätserhalts gehört die Kryokonservierung von Eierstockgewebe. Dabei wird vor einer sogenannten gonadotoxischen Therapie ein Teil des Eierstocks entnommen und eingefroren. Dieses kann später wieder aufgetaut und reimplantiert werden, sodass unbeschädigte Eizellen wieder in den Körper zurückgelangen. Seit 2004 haben zahlreiche internationale Gruppen erfolgreiche Schwangerschaften nach Kryokonservierung, Auftau und Retransplantation von Eierstockgewebe erzielt. „Dies verdeutlicht das hohe Potential dieser Methode, die hauptsächlich auf dem Kryokonservierungsverfahren des „slow freezings“ beruht“, sagt Dr. Andreas Schallmoser, Leiter des reproduktionsmedizinischen Labors am UKB.


Keine schädigenden Eiskristalle bei blitzartiger Tiefgefrierung

Bei einer schrittweisen Absenkung der Temperatur auf -196°C, lässt sich jedoch die Bildung von Eiskristallen technisch nicht vollständig vermeiden. Dies kann die Unversehrtheit des Gewebes negativ beeinflussen. Werden dagegen Gewebsproben innerhalb von Sekundenbruchteilen tiefgefroren lassen sich Schäden an Zellen vermeiden. „Denn eine Bildung von Eiskristallen ist nicht möglich – die Probe verglast sozusagen“, erklärt Dr. Rebekka Einenkel, Leiterin des Forschungslabors der Gynäkologischen Endokrinologie und Reproduktionsmedizin am UKB. „Bei humanen Embryonen und Eizellen hat sich dieses Verfahren, die sogenannte Vitrifikation, längst durchgesetzt.“

In früheren Arbeiten des Teams um Prof. Sänger konnten Dr. Schallmoser und Dr. Einenkel den positiven Einfluss der Vitrifikation gegenüber des slow freezings auf die Vitalität der Eizellen und ihrer Umgebung sowie die Ausschüttung von gefäßbildenden Substanzen, die für eine erfolgreiche Retransplantation wesentlich sind, nachweisen.

„Die erste Geburt in Europa nach Vitrifikation, Auftau und Retransplantion von Eierstockgewebe ist für unsere Patientinnen und unser Zentrum ein Meilenstein. Durch unseren Forschungsschwerpunkt im Bereich Vitrifikation und Auftau von humanem Gewebe und Zellen können wir Kinderwunschtherapien auf höchstem Niveau anbieten“, sagt Prof. Sänger von der reproduktionsmedizinischen Abteilung am UKB. Zuvor hatte je eine Gruppe aus Japan und den USA von einer Geburt nach der Reimplantation von vitrifiziertem Eierstockgewebe berichtenkönnen.




Publikation:
Nicole Sänger, Julia John, Rebekka Einenkel, Andreas Schallmoser; First report on successful delivery after retransplantation of vitrified, rapid warmed ovarian tissue in Europe; Reproductive BioMedicine; DOI: https://doi.org/10.1016/j.rbmo.2024.103940

Wissenschaftlicher Kontakt:
Dr. Rebekka Einenkel
Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Leitung Forschungslabor
Universitätsklinikum Bonn
Telefon: 0228 287 14653
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Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / Alessandro Winkler

Pressekontakt:
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stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
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Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller onkologischen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. 2018 wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das "Centrum für Integrierte Onkologie - CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf" gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 480.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

 

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