Auf einer eigenen Einheit (KMT-Station) im Gebäude des CIO werden allogene Stammzelltransplantationen (=Transplantation von Stammzellen fremder Spender) durchgeführt. Hierbei werden als Spender neben HLA-identen Familienspendern auch allogene Stammzelltransplantationen von unverwandten Fremdspendern durchgeführt. Darüberhinaus gibt es die Möglichkeit, Stammzellen haploidenter Familienspender (Eltern oder Kinder der Patienten) oder Nabelschnurblut zu transplantieren. Die Indikationen für eine allogene Stammzelltransplantation umfassen vor allem
- akute Leukämien (AML / ALL)
- Myelodysplastisches Syndrom (MDS)
- Myeloproliferative Neoplasien (MPN)
- Multiples Myelom
- Non-Hodgkin Lymphome
- schwere aplastische Anämie
Spendersuche
Leibliche Geschwister haben eine 25%-ige Wahrscheinlichkeit, genügend übereinstimmende Gewebemerkmale (HLA-Merkmale) aufzuweisen, um als Spender in Frage zu kommen. Voraussetzung für eine Stammzellspende ist natürlich, dass sie selbst gesund sind. Gibt es keinen geeigneten Familienspender, so findet sich für etwa 80% aller Erkrankten ein Fremdspender aus weltweit zugänglichen Spenderdateien. Es sind auch Transplantationen mit Nabelschnurblut oder zur Hälfte passenden (=haploidenten) Familienangehörigen möglich.
Vorbereitung
In den Wochen vor der stationären Aufnahme zur Transplantation sind einige vorbereitende Untersuchungen nötig. Dazu gehören Organ-Ultraschall, EKG, Computertomographie (CT), HNO-ärztliche Untersuchung, Vorstellung beim Urologen/ Gynäkologen, zahnärztliche Untersuchung und ein psycho-onkologisches Vorgespräch. Die allogene Stammzelltransplantation wird erst nach Ausschluss eventueller Kontraindikationen durchgeführt.
Durchführung der allogenen Stammzelltransplantation
Die Stammzelltransplantation wird in verschiedene Phasen eingeteilt und findet auf unserer KMT-Station statt. Die Konditionierung, an deren Ende die Gabe der Stammzellen steht, gefolgt von der Aplasie, in der der Empfänger keine Blutbestandteile mehr bilden wird und die Spenderzellen die Aufgabe noch nicht übernommen haben. Am Schluss steht die Rekonstitution (Engraftment), in der die Spenderzellen reife Blutzellen bilden.
Bild Schema Allo-Tx
Unter der Konditionierung versteht man die Therapiephase unmittelbar vor der Stammzelltransplantation. Sie unterdrückt zum einen das Immunsystem des Empfängers, um ein Anwachsen der Spenderstammzellen (Engraftment) zu ermöglichen, zum anderen zerstört sie die Stammzellen des Empfängers, um Platz für die Spenderzellen zu schaffen. Die Konditionierung bekämpft zudem noch verbliebene Leukämie- oder Tumorzellen. Neben Chemotherapien werden bei einigen Konditionierungen auch Ganzkörperbestrahlungen eingesetzt. Im Anschluss an die Konditionierung erfolgt die Stammzelltransplantation.
Nach der Konditionierung kann das Knochenmark keine oder nur noch sehr wenige Blutzellen bilden. Die Stammzellen des Spenders produzieren zwar schon Zellen, diese müssen aber erst zu vollständigen Blutzellen ausreifen, was bis zu drei Wochen dauern kann. Deshalb fehlen in dieser Zeit Erythrozyten (rote Blutkörperchen), Thrombozyten (Blutplättchen) und vor allem Leukozyten (weiße Blutkörperchen). Solange Ihre Leukozyten und im speziellen eine Untergruppe der Leukozyten (Neutrophile) einen bestimmten Wert unterschreiten, spricht man von einer Aplasie.
Nachsorge
Die Nachsorge erfolgt in unserer KMT-Ambulanz. In den ersten Wochen nach der Entlassung erfolgt diese in der Regel zweimal wöchentlich. Hierbei werden neben der eingehenden klinischen Untersuchung regelmäßig Laborparameter wie Medikamentenspiegel, Entzündungszeichen, Leber- und Nierenwerte sowie die Blutbildung kontrolliert.