Auftakt der GO-Bio initial Förderung mit Vertretern der geförderten Teams und Berater*innen der Uni Bonn: Dr. Florentin Schmidt, Dr. Alexander Küsshauer, Dr. Nicole Cesarato, Dr. Buket Basmanav, Denis Tsverkun, Dr. Adrian Jordan, Dr. Marcel Bausch, Prof. Dr. Ines Gütgemann, Alexander von Pidoll, Dr. Stefan Fasbender, Johannes Striebel, Dr. Elina Hafer, Julia Pawlick, Dr. Tzung-Chien Hsieh, Dr. Behnam Javanmardi, Rüdiger Wolf (v.l.n.r.) (nicht im Bild ist das Team EpiTher).

 

Gleich sieben Bonner Forschungsprojekte erhalten Förderung

BMBF-Programm GO-Bio unterstützt Innovationen von UKB und Universität Bonn

Bonn, 29. Januar – Gleich sieben Bonner Projekte erhalten eine Förderung des BMBF-Programms GO-Bio initial, um ihre innovativen Forschungsergebnisse in die Praxis zu bringen. Die Projekte sind am Universitätsklinikum Bonn (UKB) und an der Universität Bonn angesiedelt und werden in der Sondierungsphase mit je maximal 100.000 Euro gefördert. Bonner Forschende konnten mit Innovationen in der Diagnose, Therapie und in Forschungswerkzeugen für verschiedene Krankheiten überzeugen. Die Förderinitiative „GO-Bio initial“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die Entwicklung lebenswissenschaftlicher Forschungsansätze auf dem Weg in die Anwendung.

CervixTest: Nachweis von Gebärmutterhalskrebs

Ein wichtiger Fokus von GO-Bio initial ist die Förderung von Ansätzen, die Innovation in der Diagnostik versprechen. Im Projekt „CervixTest“ verbessern Forschende um Projektleiterin Prof. Dr. Ines Gütgemann vom Institut für Pathologie das diagnostische Testsystem für den Nachweis von Gebärmutterhalskrebs. Gemeinsam mit Dr. Thomas Mayr, ebenfalls Institut für Pathologie, und Prof. Dr. Alexander Mustea, Klinik für Gynäkologie und Gynäkologische Onkologie, entwickeln sie ein alternatives Testverfahren, welches virus- und körpereigene RNA-Moleküle aus herkömmlichen Zervikalabstrichen – d.h. aus den Zellproben vom Gebärmutterhals – zuverlässiger und einfacher erkennt. Bisher werden die Zellproben in mehreren Stufen auf Veränderungen sowie u.a. auch auf die krebsverursachenden humanen Papillomaviren (HPV) untersucht. Diese Tests resultieren zu oft in falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen, welche mit dem neuen Testverfahren vermieden werden können.

GestaltMatcher: Diagnose genetischer Erkrankungen durch Bildanalyse mit KI

Ebenso setzt sich das Projekt „GestaltMatcher“ mit Diagnosemöglichkeiten auseinander, in diesem Fall zu seltenen genetischen Erkrankungen. Unter der Leitung von Dr. Tzung-Chien Hsieh und Prof. Dr. Peter Krawitz vom Institut für Genomische Statistik und Bioinformatik wird mit einer künstlichen Intelligenz gearbeitet, welche Auffälligkeiten im Gesicht identifiziert, die sich von einer normalen Gesichtsform unterscheiden. Die KI kann allein anhand eines Fotos der Person Anomalien feststellen, die auf seltene genetische Erkrankungen hinweisen und Ärzten die Diagnosefindung in Zukunft vereinfachen.

ColdEx: Nasenspray zur Stärkung der Immunabwehr

Ausgewählt sind auch Projekte, die sich mit der Entwicklung innovativer Therapiemöglichkeiten auseinandersetzen. Das Projekt „ColdEx“ umfasst die Arbeit von Dr. Christine Wuebben und Prof. Dr. Gunther Hartmann vom Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie und befasst sich mit der Entwicklung eines innovativen Nasensprays zur Aktivierung der antiviralen Immunabwehr und Prävention von viralen Atemwegsinfektionen. Grundlage dafür ist der Einsatz einer immunstimulierenden RNA, die vom Körper als Warnsignal für eine Virusinfektion erkannt wird und körpereigene antivirale Abwehrmechanismen aktiviert. Die hierfür entwickelte RNA soll zukünftig präventiv vor viralen Atemwegsinfektionen wie COVID-19 schützen.

Cure4HAIR: Eine neue Behandlung für autoimmun-bedingten Haarausfall

Alopecia areata (AA), auch bekannt als kreisrunder Haarausfall, ist eine Autoimmunerkrankung, die zu plötzlichem Haarausfall führt. Die derzeit verfügbaren Therapien sind in ihrer Wirksamkeit, Sicherheit und/oder Erschwinglichkeit begrenzt. Mithilfe genetischer und klinischer Daten einer großen Kohorte von AA-Patienten haben Forschende des Instituts für Humangenetik ein neues Wirkstoffziel entdeckt. Basierend auf dieser Entdeckung entwickelt das Cure4HAIR-Team, Dr. Buket Basmanav, Dr. Nicole Cesarato, Dr. Per Hoffmann, Dr. Carina Mathey, Prof. Dr. Regina Betz und Prof. Dr. Markus Nöthen, eine neue wirksame und sichere Behandlung für AA. Die Gruppe arbeitet auch an einem Instrument der personalisierten Medizin, das Therapieentscheidungen unterstützt und so den Behandlungsverlauf von Patientinnen und Patienten verkürzen kann.

EpiTher: Behandlung von Epilepsie

Unter den geförderten Projekten finden sich auch Ansätze zur Behandlung von Epilepsie. Das Projekt „EpiTher“ befasst sich mit der Entwicklung neuer Wirkstoffe, welche eine Resistenzbildung gegen die Inhaltsstoffe künftig vermeiden sollen. Eine Herausforderung bei der Entwicklung von Antiepileptika bildete bisher der hohe Anteil von Patientinnen und Patienten, die Pharmakoresistenz gegenüber antiepileptischen Mitteln entwickeln. Das von Prof. Dr. Heinz Beck und Dr. Kunihiko Araki (beide Institut für Epileptologie und Kognitionswissenschaften) geleitete Projekt befasst sich mit der Gruppe von Medikamenten, die durch die Blockade spannungsabhängiger Natriumkanäle wirken. Hierzu wurde über die Entdeckung eines zellbiologischen Mechanismus für Pharmakoresistenz ein Testsystem auf Zellkulturbasis entwickelt, um künftig neue Wirkstoffe zu entwickeln, die den Resistenzmechanismus umgehen.

PearNet: Sensoren erfassen Epilepsiesymptome

Auch Dr. Arthur Jordan, Dr. Marcel Bausch und Prof. Dr. Rainer Surges, Klinik und Poliklinik für Epileptologie, möchten mit dem Projekt „PearNet“ die Diagnose und Behandlung von Epilepsie verbessern. Sie entwickeln ein Körpersensornetzwerk, das Menschen mit Epilepsie diskret und bequem tragen können. Die Sensoren überwachen Epilepsiesymptome kontinuierlich über längere Zeit – auch außerhalb üblicher Klinikumgebungen –, um Monitoring, Diagnostik und Therapiemanagement zu optimieren. Dabei werden relevante Biosignale auch unter natürlichen Bedingungen des Alltags erfasst, mittels künstlicher Intelligenz analysiert und selbst individuellen Krankheitsmustern Rechnung getragen. Langfristig könnten epileptische Anfälle so früher erkannt, bei Bedarf umfassender überwacht und besser kontrolliert werden.

ReRetina: Gewinnung von Sehzellen aus Stammzellen

Ein weiteres innovatives Projekt bildet „ReRetina“ von Julia Pawlick, Johannes Striebel und Prof. Dr. Volker Busskamp von der Augenklinik Das Team kann menschliche Sehzellen im Labor herstellen und diese zur besseren Erforschung von Netzhauterkrankungen, wie der altersbedingten Makuladegeneration (AMD) nutzen. Krankheiten wie AMD sind bisher nur begrenzt erforschbar und deshalb nicht heilbar. AMD ist eine Folge der schwindenden Leistungsfähigkeit spezieller Sehzellen im menschlichen Auge, den sogenannten Zapfen-Photorezeptorzellen (Zapfen-PRs). Durch das neuartige Verfahren, basierend auf jahrelanger Forschung im Labor Prof. Busskamps, können diese Zapfen-PRs in großen Mengen und in kurzer Zeit hergestellt werden. Diese Technologie kann in Zukunft nicht nur für die Forschung an AMD genutzt werden, sondern auch für Wirkstoffscreens, spezifische Therapieansätze, und viele weitere Funktionen.

Innovationsberatung an der Universität

„Insbesondere freuen wir uns natürlich, dass gleich sieben Bonner Anträge in dieser Runde bewilligt wurden. Die bisher größte Zahl an gleichzeitig geförderten GO-Bio initial-Projekten an der Universität Bonn und dem UKB zeigt Innovationspotential sowie Enthusiasmus. Die Förderung wird allen Teams helfen, ihre Verwertungsoptionen weiter auszuloten und die Forschungsergebnisse in die Anwendung zu bringen“, erläutert Sandra Speer, Leiterin des Transfer Centers enaCom. Gemeinsam mit dem Transfer-Team der Medizinischen Fakultät hat enaCom die Anträge beratend begleitet. Die Innovationsberatungen unterstützen alle Angehörigen der Universität und des UKB in der Realisierung ihrer Ideen.

Über die Förderinitiative GO-Bio initial
Die Förderinitiative GO-Bio initial wendet sich an Forschende mit innovativen Ideen, für die in der Regel noch keine konkrete Realisierung vorliegt. Im Laufe des Verfahrens, welches in zwei Stadien abläuft, sollen diese konzeptionell ausgestaltet und konkret in die Anwendung überführt werden. In der einjährigen Sondierungsphase sollen Ideen ausgearbeitet, Umsetzungsstrategien entwickelt und wichtige Partner identifiziert werden. In einem zweiten Auswahlverfahren werden erneut Projekte für die Machbarkeitsphase ausgewählt, in welcher über bis zu zwei Jahren die konkrete Umsetzbarkeit der Idee erwiesen werden soll.
https://www.go-bio.de/gobio/de/go-bio/go-bio-initial/go-bio-initial.html

 

Bildnachweis: enaCom/Universität Bonn

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Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller onkologischen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. 2018 wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das "Centrum für Integrierte Onkologie - CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf" gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 480.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

 

 

 

 

 

 

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