Förderpreis für Früherkennung bei kindlichen Hirntumoren

Gemeinsames Projekt des Kinderonkologischen Zentrums der Universitätsmedizin Göttingen und dem Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Bonn

 

Bonn, 19. Februar – Das Kinderonkologische Zentrum der Universitätsmedizin Göttingen (UMG) hat zusammen mit dem Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Bonn den Förderpreis 2023 der Niedersächsischen Krebsgesellschaft erhalten. Ausgezeichnet wird ein gemeinsames Projekt zur Entwicklung eines neuen Verfahrens, um die Entstehung erblich bedingter bösartiger Hirntumore bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig zu erkennen. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.

Tumore des Gehirns und des Rückenmarks stellen neben Leukämien, auch Blutkrebs genannt, die häufigsten Krebsarten im Kindesalter dar. Zu den häufigsten bösartigen Gehirntumoren bei Kindern und Jugendlichen zählen die sogenannten hochgradigen Gliome. Sie sind zwar mit zirka einem Fall pro 100.000 Kindern sehr selten, haben aber keine gute Prognose. In einem gemeinsamen Projekt von Prof. Dr. Christof Kramm, Leiter des Kinderonkologischen Zentrums und ärztlicher Leiter der Abteilung Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), Dr. Lea Friker, Ärztin in Weiterbildung, sowie Dr. Gerrit H. Gielen, Oberarzt, beide vom Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Bonn, wurden Tumorproben von Kindern und Jugendlichen mit bösartigen Hirntumoren in einer klinischen Studie untersucht. Dabei konnten Patient*innen mit Verdacht auf einen DNA-Reparatur-Defekt im Rahmen eines erblichen Tumorsyndroms erkannt werden. Menschen mit einem erblichen Tumorsyndrom haben gegenüber der Allgemeinbevölkerung eine erhöhte Neigung zu Tumoren aus einem bestimmten Tumorspektrum. Durch die Untersuchung konnten allen betroffenen Familien eine humangenetische Beratung und bei humangenetischer Bestätigung eine Teilnahme an einem spezifischen Vorsorgeprogramm empfohlen werden. Ein solches Vorsorgeprogramm bei erblichen Tumorerkrankungen kann Leben retten, da man so Krebserkrankungen frühzeitig erkennen und besser behandeln kann.

Die Niedersächsische Krebsgesellschaft würdigt das Projekt „Etablierung eines neuen Screening-Verfahrens zur Früherkennung eines erhöhten familiär vererbbaren Krebsrisikos bei Kindern und Jugendlichen mit bösartigen Hirntumoren“ mit dem Förderpreis 2023. Die Preisverleihung fand Anfang Februar 2024 anlässlich des Benefizkonzerts der Niedersächsischen Krebsgesellschaft in Hannover statt. Prof. Dr. Christof Kramm von der UMG und Dr. Lea Friker vom Universitätsklinikum Bonn haben den Preis entgegengenommen. Neben dem Screening-Projekt der Göttinger und Bonner Wissenschaftler*innen wurde ein zweites Forschungsvorhaben, das Projekt „Onkohelfer“ aus dem Comprehensive Cancer Center Hannover der Medizinischen Hochschule Hannover, ausgezeichnet. Der Förderpreis der Niedersächsischen Krebsgesellschaft wird jährlich vergeben und ist mit 5.000 Euro dotiert. „In der von uns untersuchten Patient*innengruppe in der aktuellen klinischen Studie HIT-HGG-2013 konnten wir bei sechs von 127 Kindern mit hochgradigen Gliomen ein erbliches Tumorsyndrom identifizieren und sie so in ein engmaschiges Vorsorgeprogramm bringen. Das Screening-Verfahren stellt ein schnelles, preiswertes, leicht durchführbares und einfach auswertbares Verfahren dar, das ohne großen Aufwand weltweit in die neuropathologische Routinediagnostik von Kindern und Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen mit bösartigen Hirntumoren integriert werden kann“, sagt Prof. Dr. Christof Kramm.

 

Genetische Veranlagung kann die ganze Familie betreffen

„Wir möchten mit unserem Projekt das Bewusstsein wecken, dass bösartige Hirntumore auch als Erstmanifestation eines Tumorprädispositionssyndroms im Kindesalter vorkommen können, sodass potentiell betroffenen Familien eine frühzeitige humangenetische Beratung empfohlen werden kann,“ so Dr. Lea Friker vom Universitätsklinikum Bonn. Dabei können nicht nur bei den Patient*innen und ihren Nachkommen, sondern auch in der aktuellen Familie verschiedene Krebsarten auftreten. Liegt der Verdacht auf eine Veranlagung bei einem Kind oder Jugendlichen mit hochgradigem Gliom vor, ist eine Bestätigung des Verdachts mit zielgerichteter humangenetischer Beratung der Familie nachdrücklich empfohlen. Patient*innen und betroffene Familienangehörige können dann an einem Vorsorgeprogramm teilnehmen, mit dem man Krebserkrankungen früher erkennen und besser behandeln kann. Häufig wird auch das Kind beziehungsweise der Jugendliche mit der genetischen Veranlagung anders behandelt als ohne genetisches Risiko. Neben dem Li-Fraumeni-Syndrom sind sind das sogenannte Konstitutive Mismatch-Reparatur-Defizienz (CMMRD)-Syndrom und das Lynch-Syndrom, letzteres bekannt als häufigste Ursache für erblich bedingten Dickdarmkrebs, beschriebene Tumorsyndrome in deren Rahmen auch hochgradige Gliome auftreten können. Bei beiden handelt es sich um einen Reparaturdefekt von genetischen Veränderungen, sogenannte Mutationen. Durch diesen Defekt können vielfältige Tumore entstehen, darunter Tumore des Verdauungstraktes, der harnableitenden Organe, der Geschlechtsorgane und der Haut. 

Bildmaterial:
(v.l.n.r.) Prof. Dr. Christof Kramm, Leiter des Kinderonkologischen Zentrums und ärztlicher Leiter der Abteilung für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen (UMG), Dr. Lea Friker, Ärztin in Weiterbildung am Institut für Neuropathologie des Universitätsklinikums Bonn, und Dr. Peter Meier, 1. Vorsitzender der Niedersächsischen Krebsgesellschaft.

 

Bildnachweis: Niedersächsische Krebsgesellschaft 

Pressekontakt:
Julia Weber
Pressereferentin und Medizinredakteurin
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Öffentlichkeitsarbeit und Wissenschaftskommunikation
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gccc.umg.eu

 

 

 


Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller bösartigen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. 2018 wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das "Centrum für Integrierte Onkologie - CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf" gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 480.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

 
 
 
 
 

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