Weltnichtrauchertag 2024
Universitätsklinikum Bonn bemängelt die bisherigen Maßnahmen gegen Tabakkonsum
Bonn, 31. Mai 2024 – Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai macht das Universitätsklinikum Bonn (UKB) auf die gesundheitlichen und gesellschaftlichen Folgen des Rauchens aufmerksam. In Deutschland sterben jährlich etwa 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Trotz vielfältiger Bemühungen gelingt es Deutschland nur begrenzt, die Raucherquoten zu senken. Die aktuelle Situation wirft wichtige Fragen auf: Warum sind die bisherigen Maßnahmen nicht erfolgreicher und was können wir von anderen Ländern lernen?
Herausforderungen und aktuelle Situation
Der „Tobacco Control Scale“-Report stuft Deutschland auf Platz 34 von 37 europäischen Ländern in Bezug auf die Umsetzung von Tabakkontrollmaßnahmen ein. Diese niedrige Platzierung zeigt deutlich den erheblichen Nachholbedarf in Deutschland. Obwohl einige Fortschritte erzielt wurden, wie das Verbot von Zigarettenwerbung auf Plakatwänden ab 2022 und die Einführung von Schockbildern auf Zigarettenpackungen, bleibt Deutschland in vielen Bereichen hinter anderen Ländern zurück.
Aus diesem Grund ist es wichtig, Vergleiche zu anderen Ländern anzustellen, um insbesondere junge Menschen besser zu schützen und den Tabakkonsum nachhaltig zu senken. Auch am UKB ist die Tendenz an tabakkonsumbedingten Erkrankungen ungebrochen. „Etwa jede dritte Person ab 18 Jahren in Deutschland raucht! Und das obwohl Rauchen immer noch die Hauptursache für das Entstehen vieler bösartiger Erkrankungen ist“, sagt Prof. Peter Brossart, Direktor der Medizinischen Klinik und Poliklinik III für Onkologie und Hämatologie am UKB. Sein Kollege Prof. Dirk Skowasch, Leiter der Sektion Pneumologie am UKB, mahnt: „Lungenkrebs kann in 90 Prozent der Fälle auf Rauchen zurückgeführt werden, ebenso viele Lungenerkrankungen wie die COPD.“
Die Leiterin des Betriebsärztlichen Dienstes am UKB warnt vor allem auch vor der immer noch trendigen Gefahr: „Auch auf von E-Zigaretten (Einwegzigaretten) ausgehende gesundheitsschädliche Gefahren wird noch immer unzureichend hingewiesen. Aufgrund des bunten Designs und den unterschiedlichen Geschmackssorten wirken sie harmlos und sind somit bei Jugendlichen, einer besonders schutzbedürftigen Personengruppe, zu einem der populärsten Nikotinprodukte geworden – aus präventivmedizinischer Sicht ein echtes Desaster.“
Die UKB-Expertinnen und -Experten sind sich einig: Es sei ein eindeutiges Signal dafür, dass nicht genug gegen den Tabakkonsum unternommen wird. „Es ist an der Zeit, die aktuellen Maßnahmen zu überdenken, neue Konzepte zu entwickeln und umzusetzen. Wie es gehen kann, zeigen unsere Nachbarn“, fasst Prof. Brossart zusammen.
Vergleich mit Großbritannien und Frankreich
Großbritannien und Frankreich könnten als Vorbilder dafür dienen, wie durch strikte Regulierungen und umfangreiche Gesundheitskampagnen der Tabakkonsum erheblich gesenkt werden kann. So erzielte Großbritannien mit einer Kombination aus hohen Tabaksteuern, umfassenden Werbeverboten und der Einführung von Standardverpackungen große Erfolge. Diese Maßnahmen machten Tabakprodukte weniger attraktiv und erschwerten den Zugang zu diesen, vor allem bei jungen Menschen. Frankreich setzt neben hohen Tabaksteuern auf intensive Aufklärungskampagnen, die die Bevölkerung über die Gefahren des Rauchens informieren. Auch die Einführung strenger Rauchverbote in öffentlichen Bereichen und Arbeitsbereichen schützen Nichtraucherinnen und Nichtraucher und machen das Rauchen in der Öffentlichkeit unattraktiver.
Diese Maßnahmen haben in beiden Ländern zu einer erheblichen Reduktion der Raucherquote geführt. Auch in Deutschland könnte durch eine Implementierung bewährter Maßnahmen ähnliche Erfolge erzielt werden. Neben der Erhöhung der Tabaksteuern, der Ausweitung rauchfreier Zonen, dem Verbot von Tabakwerbung sollte jedoch der Fokus auf intensive Aufklärungsprogramme und Rauchentwöhnprogramme gelegt werden, um das Bewusstsein für die Gefahren des Rauchens zu stärken und eine Hilfestellung zu einem rauchfreien Lebensstil zu leisten. Diese Maßnahmen machten Tabakprodukte weniger attraktiv und erschwerten den Zugang zu diesen, vor allem bei jungen Menschen.
Der Kardiologe Prof. Tobias Raupach, der sowohl am UKB als auch am University College London arbeitet, fügt hinzu: „Die Briten haben erkannt, dass es sich beim Rauchen in vielen Fällen um eine Suchterkrankung handelt, die nichts mit einem freien Willen zu tun hat. Deshalb erhalten Raucherinnen und Raucher dort die richtige Unterstützung beim Rauchstopp.“ Frankreich setzt neben hohen Tabaksteuern auf intensive Aufklärungskampagnen, die die Bevölkerung über die Gefahren des Rauchens informieren.
Prof. Ingo Schmidt-Wolf, Direktor der Abteilung für Integrierte Onkologie am UKB, resümiert: „Der heutige Weltnichtrauchertag erinnert uns daran, dass kontinuierliche Anstrengungen und umfassende Maßnahmen notwendig sind, um den Tabakkonsum zu reduzieren und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen sowie einen wichtigen Schritt in Richtung einer rauchfreien Zukunft zu machen.“
Pressekontakt:
Daria Siverina
stellv. Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
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Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller onkologischen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. 2018 wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das "Centrum für Integrierte Onkologie - CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf" gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.
Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 480.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.