Neue Perspektiven für Patientinnen und Patienten
Zwei Bonner Forschende sind an der Entwicklung der „Nationalen Strategie für gen- und zellbasierte Therapien“ beteiligt
Das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) hat kürzlich die Nationale Strategie für gen- und zellbasierte Therapien an die Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) übergeben. Rund 150 Expert*innen – darunter zwei Forschende des Universitätsklinikums Bonn (UKB) und der Universität Bonn – haben das Papier erarbeitet und einen Fahrplan zur Verbesserung der Krankenversorgung und Stärkung des Standorts Deutschland im Bereich der gen- und zellbasierten Therapien entwickelt.
Gen- und zellbasierte Therapien (Gene and Cell-based Therapies, GCT) sind Schlüsseltechnologien für Innovationen in der biomedizinischen Forschung und Krankenversorgung. Sie greifen nicht nur krankheitsmodulierend oder beschwerdelindernd ein, sondern adressieren direkt die genetische Ursache des Krankheitsprozesses. So eröffnen sie vielversprechende Perspektiven für Menschen mit schweren und sehr seltenen Erkrankungen, für die es bisher keine Therapie gibt.
Um den Zugang zu gen- und zellbasierten Therapien für erkrankte Menschen zu verbessern und den Forschungs- und Innovationsstandort Deutschland im internationalen Wettbewerb zu stärken, hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Herbst 2022 das Berlin Institute of Health in der Charité (BIH) beauftragt, die Entwicklung einer Nationalen Strategie für gen- und zellbasierte Therapien zu koordinieren und zu moderieren. Ziel ist es, langfristig neue Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten zu schaffen.
Die Nationale Strategie zeichnet sich vor allem durch ihre Entwicklung im Multi-Stakeholder-Ansatz aus, bei dem Perspektiven aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Gesellschaft und von Betroffenen einbezogen wurden. Insgesamt trugen über 150 Expert*innen zur Ausarbeitung von konkreten Zielen und umzusetzenden Maßnahmen bei, darunter Prof. Dr. Eva Bartok vom Institut für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin am UKB und Exzellenzcluster ImmunoSensation2 der Universität Bonn sowie Prof. Dr. Oliver Brüstle, Direktor des Instituts für Rekonstruktive Neurobiologie am UKB und Mitglied in dem Transdisziplinären Forschungsbereich (TRA) „Life & Health“ der Universität Bonn.
„Die Initiative ist eine beeindruckende Möglichkeit, mich mit meinen Kollegen über die aktuellen Herausforderungen in der Zell- und Gentherapie auszutauschen. Ich bin an den Arbeitsgruppen zu den Handlungsfeldern ‘Ausbau von Qualität und Kapazitäten in der GMP-Produktion’ und ‘Ausbildung und Kompetenzstärkung’ beteiligt. In enger Zusammenarbeit haben wir bereits effektive und praktikable Lösungsansätze zur Verbesserung der Produktion der Zell- und Gentherapeutika in Deutschland und Linderung des Fachkräftemangels in diesem Bereich überlegt. Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit bei ihrer Umsetzung“; sagt Prof. Bartok.
„Dies ist der richtige Zeitpunkt, um das wichtige Thema der Gen- und Zelltherapie national zu bündeln, Synergien zu schaffen und den Bedarf für zukünftige Strukturen und Fördermaßnahmen in diesem Bereich zu definieren. Gerade für das von uns vertretene und noch junge Gebiet der iPS-Zell-Technologie hat eine solche Maßnahme hohe Relevanz“, unterstreicht Prof. Brüstle.
Mehr Informationen zu der „Nationale Strategie für gen- und zellbasierte Therapien“ gibt es unter:
Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller onkologischen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. 2018 wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das "Centrum für Integrierte Onkologie - CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf" gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.
Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 480.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.