Therapiestudie zum Glioblastom geht in die Phase II(v. l. n. r.) Dr. Anna-Laura Potthoff, Assistenzärztin der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie und Clincian Scientist der Brain Tumor Translational Research Group am UKB; Prof. Hartmut Vatter, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des UKB, Prof. Ulrich Herrlinger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neuroonkologie des UKB und Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Neurologie und PD Dr. Matthias Schneider, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie und Leiter der Brain Tumor Translational Research Group am UKB.

  

 

Therapiestudie zum Glioblastom geht in die Phase II

Neue Kombinationstherapie wird auf Wirksamkeit untersucht

 

Bonn, 3. April 2024 – Die Kliniken für Neuroonkologie und Neurochirurgie des Universitätsklinikums Bonn (UKB) beginnen eine klinische Phase II-Studie, die die Wirksamkeit des Medikaments Meclofenamat bei Patientinnen und Patienten mit der bösartigen Hirntumorerkrankung Glioblastom erprobt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die Studie mit fast 2 Millionen Euro. Eine mögliche Studienteilnahme kann ab sofort am UKB angefragt werden.

In Laborexperimenten konnte die Arbeitsgruppe um PD Dr. Matthias Schneider in Kooperation mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern vom Universitätsklinikum Freiburg zeigen, dass das ursprünglich zur Rheuma-Therapie entwickelte Medikament Meclofenamat die Kommunikation zwischen Glioblastomzellen hemmt. Diese Beeinträchtigung der Kommunikation führte dazu, dass die zuvor in einem Netzwerk verbundenen Tumorzellen voneinander isoliert wurden, wodurch sie empfindlicher gegenüber einer Behandlung mit Chemotherapeutika reagierten. Die MecMeth-Studie evaluiert diesen Wirkmechanismus nun erstmals in der klinischen Anwendung. „In der Phase I haben wir zunächst die Durchführbarkeit der Kombination aus Meclofenamat und der Standard-Chemotherapie erprobt und konnten die optimale Dosis für die Einnahme von Meclofenamat bestimmen. Auch in der höchsten gewählten Dosis wurden keine relevanten Nebenwirkungen festgestellt. Nun wollen wir in der Phase II erste Hinweise auf eine mögliche Wirksamkeit dieser Kombinationstherapie im klinischen Einsatz ermitteln“, sagt Prof. Ulrich Herrlinger.

An der Studie teilnehmen können Patientinnen und Patienten ab dem 18. Lebensjahr, die an einem Rezidiv eines MGMT-Promotor methylierten Glioblastoms leiden. Insgesamt werden deutschlandweit 60 Probandinnen und Probanden gesucht. Nach Studieneinschluss erfolgt für jede Teilnehmende/jeden Teilnehmenden eine zufällige Zuweisung zu einem von zwei Therapiearmen. Eine Gruppe wird mit dem etablierten Chemotherapeutikum Temozolomid behandelt, während die andere Gruppe eine Kombinationstherapie aus Temozolomid und Meclofenamat erhält. Die Probandinnen und Probanden können an insgesamt 15 Studienzentren in Deutschland therapiert werden.

„Sollten sich positive Anzeichen für eine Wirksamkeit dieser neuen Kombinationstherapie ergeben, wäre dies ein erster Hinweis darauf, dass eine Therapie, die sich gegen die Kommunikation im Tumornetzwerk richtet, nicht nur im Labor, sondern auch in der klinischen Anwendung Erfolg haben könnte“, so PD Dr. Matthias Schneider. In diesem Falle wäre dann eine deutlich größer angelegte Phase III-Studie mit mehreren hundert Patientinnen und Patienten geplant.

Betroffene, die an einer Studienteilnahme interessiert sind, können sich hier melden:

Tel.: +49 228 287 -31189, -19887
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

 

MecMeth/NOA-24-Studienprotokoll:
Zeyen T, Potthoff AL, Nemeth R, Heiland DH, Burger MC, Steinbach JP, Hau P, Tabatabai G, Glas M, Schlegel U, Grauer O, Krex D, Schnell O, Goldbrunner R, Sabel M, Thon N, Delev D, Clusmann H, Seidel C, Güresir E, Schmid M, Schuss P, Giordano FA, Radbruch A, Becker A, Weller J, Schaub C, Vatter H, Schilling J, Winkler F, Herrlinger U, Schneider M. Phase I/II trial of meclofenamate in progressive MGMT-methylated glioblastoma under temozolomide second-line therapy-the MecMeth/NOA-24 trial. Trials 2022;23:57. doi: 10.1186/s13063-021-05977-0

Link:
https://trialsjournal.biomedcentral.com/articles/10.1186/s13063-021-05977-0

Präklinische Publikation:
https://academic.oup.com/neuro-oncology/article/23/11/1885/6231712?login

Brain Tumour Translational Research Group:
https://www.ukbonn.de/neurochirurgie/forschung/onkologische-forschung/

 

 


Bildnachweis:
Universitätsklinikum Bonn (UKB)/R. Müller

Pressekontakt:
Viola Röser
Pressesprecherin am Universitätsklinikum Bonn (UKB)
Stabsstelle Kommunikation und Medien am Universitätsklinikum Bonn
Tel. +49 228 287- 10469
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Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller onkologischen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. 2018 wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das "Centrum für Integrierte Onkologie - CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf" gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.

Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 480.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.

 

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