Technologische Innovationen revolutionieren die Strahlentherapie
Patientenkolloquium des Universitätsklinikums Bonn über moderne Bestrahlungstechnologien
10.10.2024, 18:00 Uhr
Bonn, 4. Oktober – Im Rahmen des regelmäßig stattfindenden Patientenkolloquiums „Uni-Medizin für Sie – Mitten im Leben“ lädt das Universitätsklinikum Bonn (UKB) in Kooperation mit dem General-Anzeiger Bonn zu einem Informationsabend ein. Unter dem Motto „Moderne Strahlentherapie“ informieren Prof. Eleni Gkika, Prof. Mümtaz Köksal und Dr. Cas Dejonckheere von der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des UKB gemeinsam über die medizinische Anwendung von ionisierender Strahlung, die vor allem im Bereich der modernen Krebsbehandlung eine wichtige Säule ist. In ihren Vorträgen gehen die Referierenden darauf ein, durch welche technologischen Innovationen sich die Strahlentherapie in den letzten Jahren weiterentwickelt hat und inwieweit sich dadurch die Behandlungsmöglichkeiten für Patientinnen und Patienten mit Tumorerkrankungen grundlegend verbessert haben. Die kostenlose Veranstaltung findet am Donnerstag, 10. Oktober, ab 18 Uhr als reine Präsenz-Veranstaltung im Hörsaal des Biomedizinischen Zentrums (BMZ) I, Gebäude B 13, statt.
Die Strahlentherapie (Radiotherapie) ist eine der zentralen Säulen der modernen Krebstherapie, die bei etwa der Hälfte der Krebspatientinnen und –patienten im Laufe der Behandlung als alleinige Therapiemethode oder ergänzend zu Operation und Chemotherapie zum Einsatz kommt. In den letzten Jahren hat die Strahlentherapie durch technologische Innovationen weitere erhebliche Fortschritte gemacht. Verbesserte Bildgebung, präzisere Dosisverteilung sowie der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und modernen Strahlentechniken ermöglichen Patient*innen heutzutage eine effektive und gleichzeitig schonende Behandlung ihrer Erkrankung.
„Die technologischen Durchbrüche haben die Strahlentherapie präziser, sicherer und effizienter gemacht. Davon profitieren insbesondere Patienten und Patientinnen mit Prostata- oder Harnblasenkrebs sowie mit gynäkologischen Tumoren. Unsere Klinik am UKB verfügt über die modernste Technik und deshalb können wir die aktuellsten Therapieoptionen bei uns oftmals anbieten, bevor sie in der Regelversorgung angekommen sind,“ so Prof. Eleni Gkika, Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. Prof. Mümtaz Köksal, geschäftsführender Oberarzt in der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des UKB, ergänzt: „Durch die Weiterentwicklung der Strahlentherapie eröffnen sich für die Patienten und Patientinnen höhere Heilungschancen, verkürzte Behandlungszeiten und eine deutlich bessere Lebensqualität. Mit diesen Fortschritten setzt die Strahlentherapie neue Maßstäbe in der Krebstherapie und gibt Hoffnung auf noch bessere Behandlungsergebnisse in der Zukunft.“
Verschiedene Techniken in der Strahlentherapie
Je nach Lokalisation und Ausprägung der Erkrankung können unterschiedliche Bestrahlungstechniken Vorteile für die Behandlung bieten. Welche Technik an welchem Gerät zum Einsatz kommt, wird für jeden Patienten individuell entschieden.
Die moderne bildgeführte Strahlentherapie (IGRT) nutzt dabei hochentwickelte bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT), um Tumore vor und während der Bestrahlung in Echtzeit zu lokalisieren. Diese Bildgebungstechnologien ermöglichen es den Ärzt*innen, die Strahlendosis genau auf das Tumorgewebe zu fokussieren und das umliegende gesunde Gewebe maximal zu schonen. Bei beweglichen Organen wie z.B. der Lunge, Prostata oder der Brustdrüse kann die Strahlentherapie so noch präziser gesteuert werden. Ferner, kann die Strahlenintensität individuell angepasst werden, um die Strahlendosis im Tumor zu maximieren und das gesunde Gewebe zu schützen. Insbesondere bei komplexen Tumorlokalisationen, bei denen kritische Organe in unmittelbarer Nähe des Tumors liegen.
Eine weitere Behandlungsmöglichkeit ist die Hochpräzisions-Strahlentherapie (Radiochirurgie, Stereotaktische Strahlentherapie, SBRT). Sie ermöglicht es, äußerst präzise sehr hohe Strahlendosen in nur wenigen Sitzungen zu verabreichen. Diese Technik eignet sich für kleine Tumore in frühen Stadien oder bei wenigen Metastasen, dann oft in Kombination mit einer Immuntherapie. Patienten können hierbei insbesondere von deutlich verkürzten Behandlungszeiten profitieren. Die SBRT verkürzt den gesamten Behandlungszeitraum auf nur wenige Tage und sorgt für hohe lokale Heilungschancen mit minimalen Nebenwirkungen. Diese Effizienz sorgt für weniger Belastung bei den Patienten und eine schnellere Rückkehr in den Alltag.
Zudem verfügen moderne Geräte heutzutage über Möglichkeiten für eine atemgesteuerte Bestrahlung (Deep Inspiration Breath Hold, DIBH), sodass Organbewegungen durch Atmung oder Darmperistaltik erfasst und kompensiert werden können. Dr. Cas Dejonckheere, Arzt in Weiterbildung an der Klinik für Strahlentherapie und für Radioonkologie, erklärt dazu: „Die atemgesteuerte Strahlentherapie kommt bei uns am UKB regelmäßig bei unseren Brustkrebspatientinnen zum Einsatz. Patientinnen halten bei dieser Technik ihre Luft möglichst in tiefem Atemzustand an, wodurch sich das Herz während der Bestrahlung der linken Brust vom Strahlenfeld entfernt. Dies verringert das Risiko von Nebenwirkungen am Herz-Kreislauf-System und Lunge erheblich.“
Durch die oben genannten Innovationen – insbesondere IMRT, DIBH und IGRT – kann die Strahlentherapie gezielt auf das Tumorgewebe gerichtet werden, während das Risiko für kurz- und langfristige Komplikationen minimiert wird.
Auch der Einsatz von KI in der Strahlentherapie trägt dazu bei, dass Behandlungsprozesse optimiert werden. Von der Planung bis zur Durchführung analysieren KI-gestützte Algorithmen große Datenmengen und helfen dabei, präzise Behandlungspläne in kürzester Zeit zu erstellen. Durch Echtzeit-Analysen während der Therapie kann die Strahlendosis bei Tumor- und Organbewegungen sofort angepasst werden, was die Genauigkeit erhöht und die Nebenwirkungen weiter reduziert. KI-basierte Behandlungsplanung ermöglicht daher eine individuelle Anpassung der Strahlendosis, basierend auf den spezifischen Eigenschaften des Tumors und der täglich veränderten Anatomie der Patienten.
Nach den Vorträgen besteht die Gelegenheit, Fragen im Auditorium an die UKB-Referenten zu stellen. Fragen können gerne vorab auch an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! geschickt werden.
Bildnachweis: Universitätsklinikum Bonn (UKB) / Rolf Müller
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Das Centrum für Integrierte Onkologie – CIO Bonn ist das interdisziplinäre Krebszentrum des Universitätsklinikums Bonn. Unter seinem Dach arbeiten alle Kliniken und Institute am Universitätsklinikum zusammen, die sich mit der Diagnose, Behandlung und Erforschung aller onkologischen Erkrankungen befassen. Das CIO Bonn gehört zum bundesweiten Netzwerk ausgewählter Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe. 2018 wurde aus dem seit 2007 bestehenden CIO Köln Bonn mit den universitären Krebszentren aus Aachen, Köln und Düsseldorf das "Centrum für Integrierte Onkologie - CIO Aachen Bonn Köln Düsseldorf" gegründet. Gemeinsam gestaltet dieser Verbund die Krebsmedizin für rund 11 Millionen Menschen.
Zum Universitätsklinikum Bonn: Im UKB werden pro Jahr über 480.000 Patient*innen betreut, es sind 8.800 Mitarbeiter*innen beschäftigt und die Bilanzsumme beträgt 1,5 Mrd. Euro. Neben den über 3.300 Medizin- und Zahnmedizin-Studierenden werden pro Jahr weitere 580 Frauen und Männer in zahlreichen Gesundheitsberufen ausgebildet. Das UKB steht im Wissenschafts-Ranking auf Platz 1 unter den Universitätsklinika (UK) in NRW, weist den vierthöchsten Case Mix Index (Fallschweregrad) in Deutschland auf und hatte 2020 als einziges der 35 deutschen Universitätsklinika einen Leistungszuwachs und die einzige positive Jahresbilanz aller Universitätsklinika in NRW.